14 November 2013

Thailand – Laos – Thailand – Vietnam (...and how to avoid rip offs)


Es bedarf schon eines mehrstündigen Fluges mit fünfstündigem Transitaufenthalt, damit ich endlich mal das Erlebte der letzten Wochen zu “Papier” bringen kann [Anm. der Redaktion: auch das hat nicht gereicht]. Setzt euch eine Kanne Kaffee oder Tee an, es wird länger dauern...

Temporäre Fluten in Chiang Mai

Die Reise von Sukhothai nach Chiang Mai mit dem Bus war angenehm ereignislos, wenngleich uns ein Platzregen in der bei Backpackern äußerst beliebten Stadt empfangen hat und der Tuk-Tuk-Fahrer unsere Unterkunft nicht finden konnte. In und um Chiang Mai haben wir in den folgenden Tagen zwei größere Aktivitäten unternommen. Zusammen mit einer Reisenden aus Chile, die wir schon in Bangkok kennengelernt und in Chiang Mai zufällig wiedergetoffen hatten, haben wir zunächst einen Kochkurs gebucht.

Einkauf auf dem Markt

Es gibt eine große Auswahl an Kursen, die sich aber zumindest von der Beschreibung stark ähneln und fast alle mit einem Marktbesuch beginnen, bevor dann 5-6 Gänge in Angriff genommen werden. Die Vielfalt der Angebote hat die Entscheidung nicht einfach gemacht, letztlich war ich aber recht zufrieden mit unserem Griff – nicht zuletzt, weil wir eine sehr nette Gruppe erwischt haben und wir somit die ganze Vielfalt der Speisen (pro Gang konnte jeder Teilnehmer ein Gericht wählen) probieren konnten. Etwas Luft nach oben war dennoch vorhanden, weil nicht alle Köche die gleiche Geduld aufgebracht haben und teilweise eher für einen gekocht haben, anstatt die einzelnen Schritte ausführlich zu erläutern. Dank eines am Ende überreichten Kochbuchs dürft ihr euch aber schonmal auf die ein oder andere Köstlichkeit freuen.

Selfmade Curry: Von der (selbstgemachten) Paste bis zum fertigen Gericht

Der zweite Teil unseres Programms war eine zweitägige Trekking-Tour durch die Wälder Nordthailands. Auch hier war das Angebot groß, genauso wie die Preisunterschiede. Wir haben uns für eine der billigeren Touren entschieden und das Erlebnis war durchwachsen.


Transport via Songthaew
Lahu Village

Am ersten Tag wurde relativ viel Zeit mit belanglosen Besuchen eines Markts und einer Orchideenfarm vertrödelt, wobei uns diese Programmpunkte im Vorhinein bewusst waren. Ärgerlicher war, dass beide Tourguides nur sehr gebrochen Englisch gesprochen haben und von sich aus wenig erzählt haben. Eigene Nachfragen mussten aufgrund von Sprachbarrieren meist bis zur absoluten Belanglosigkeit vereinfacht werden und die Kommunikation hat insgesamt wenig Freude (und Erkenntnisse) bereitet. Der Trekking-Pfad war eher eine schlammige Straße denn ein schöner Wanderweg, aber immerhin haben wir in einem einigermaßen traditionellen Dorf übernachtet, in dem wir (und alle anderen Touristen) euphorisch von den Dorfkindern empfangen wurden. Etwas verstörend war dagegen wieder, dass unsere Guides leere Plastikflaschen als Anzünder fürs Lagerfeuer verwendet haben – Naturverbundenheit stellt man sich anders vor.

 

Der zweite Tag war deutlich schöner. Die Route verlief nun hauptsächlich abseits befahrbarer Wege, wir konnten unter einem malerischen Wasserfall baden, auf Elefanten reiten und haben die letzten Meter mit Wildwasser- und Bamboo-Rafting zurückgelegt. Alles in allem war es keine schlechte Tour, aber die lustlosen Guides haben die Stimmung etwas gedrückt.

Badestation
Einsamer Pilz
Wirklich unberührt ist auch dieser Ort nicht...
Ele-View

Die wirklichen Highlights von Chiang Mai haben sich erst kurz vor unserer Abreise offenbart. An einem Abend sind wir aus der touristisch geprägten Innenstadt ins Studentenviertel geflohen, wo wir plötzlich die einzigen Europäer auf weiter Flur waren. Das studentische, thailändische Nachtleben war nicht nur authentischer, sondern auch insgesamt angenehmer als die einschlägigen Reggae-Bars und -Kneipen in den Backpacker-Gegenden.


Nachdem wir 1-2 Bars erkundet und unsere Mägen gefüllt hatten, haben wir uns noch nach einem Club mit Tanzfläche umgesehen – diesmal war die Auswahl leicht, es gab nur einen. Bei der Kleiderordnung wurde bei uns großzügig über die offenen Schuhe hinweg gesehen und so durften wir zuerst thailändische Live-Musik und anschließend ein DJ-Team erleben, das Publikum hat beides jedoch eher zurückhaltend aufgenommen. Ein Erlebnis war’s in jedem Fall.



Nach einigen obligatorischen Tempelbesichtigungen haben wir, immernoch in Chiang Mai, den Sonntagsmarkt besucht, der sich wohltuend von allen bisherigen Märkten abgesetzt hat. Üblicherweise wiederholen sich die Stände auf den Märkten alle 10 Meter, besonders gefälschte Kopfhörer (Beats by Dre in allen Farben der Welt) und Klamotten stehen hoch im Kurs.

Nachtmarkt in Chiang Mai

Auf dem Sonntagsmarkt waren viele einzigartige Stände, auch die Auswahl und Vielfalt an Street Food war unerreicht und als i-Tüpfelchen durften weder Autos noch Mopeds über die lange Marktstraße fahren. Mit “durften” ist in diesem Fall gemeint, dass die Fahrzeuge dem Markt auch tatsächlich fern geblieben sind.

Eine Herausforderung beim Verzehr von Street Food ist die anschließende Entsorgung der Spieße, Tüten und sonstiger Verpackungen. Trotz akuten Mangels an Mülleimern sind die Straßen überraschend frei von Müll, aber als “sauber” würde ich sie trotzdem nicht bezeichnen, denn der Gestank und die Spuren von Abgasen sind leider allgegenwärtig.

Auf dem Weg nach Chiang Khong lag der weiße Tempel

Während unseres Chiang-Mai-Aufenthalts haben wir uns dazu entschlossen, einen Teil von Laos in unsere Reiseroute aufzunehmen. Der Einfachheit halber, bzw., um nicht die Hälfte unserer Reisezeit zwischen Laptops und gedruckten Reiseangeboten zu verbringen, haben wir uns für eine feste Tour von Chiang Mai nach Luang Prabang entschieden, die auf dem Papier einfach klang:

Tag 1: Chiang Mai nach Chiang Khong (Grenzstadt) mit dem Bus
Tag 2: Grenzübergang und Bootsfahrt nach Pak Beng
Tag 3: Bootsfahrt nach Luang Prabang

Überfahrt von Chiang Khong (Thailand) nach Huay Xai (Laos)

Solche Touren umfassen selten wirklich alles, und so war uns von Anfang an klar, dass nur eine der beiden Übernachtungen inklusive war, die Grenzgebühr selbst bezahlt werden muss und es über die 3 Tage verteilt ein Frühstück, ein Mittagessen und ein Abendbrot geben würde. Die Unterkunft in Chiang Khong war erwartungsgemäß spartanisch und viel gab es in der Grenzstadt nicht zu erleben, aber eine atmosphärische Bar, betrieben von einem ehemaligen Radprofi aus England (Alan Bate, falls den jemand kennt?), und eine Thai-Massage haben uns gut unterhalten.

Einreise nach Laos
Boarding

Spannender wurde es dann auf der laotischen Seite der Grenze. Das genaue Prozedure, um an das Visum zu gelangen, war nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu erfahren: Formulare durch einen Türschlitz erfragen, ausgefüllte Formulare und Pass an einem Schalter abgeben, und beim Aufruf des Namens bekommt man den Pass gegen die Visumsgebühr (im Falle von deutschen Staatsbürgern: $30) am Nachbarschalter zurück. Alles in allem ging das recht fix, allerdings hatten wir ja ein Gruppenpaket gebucht und mussten auch auf diejenigen warten, die erst vor Ort von der Visumsgebühr erfahren hatten oder sonstige Probleme bei der Einreise hatten. Andererseits gab es nur ein Boot, das wohl sowieso auf alle Einreisewilligen gewartet hätte.

In der Wartezeit wurden wir von einer Art Reiseleiter unterhalten, der sich später eher als Barriere denn als Hilfe herausstellen sollte. Sein Hauptanliegen war es, unsere Pässe einzusammeln, damit er uns später die Boottickets mit Sitzplatznummern zurückgeben könne. Schließlich seien wir seine Freunde, und er möchte auf garkeinen Fall, dass wir hinten im Boot sitzen – dort ist nämlich der laute und dreckige Motor. Zumindest mit dem letzten Teil sollte er Recht behalten, aber während alle anderen in Ruhe an Bord gegangen sind, haben wir noch auf unsere Pässe/Tickets gewartet, um schließlich als letzte auf das völlig überfüllte Boot zu gehen, auf dem es überhaupt keine Sitzplatznummern gab.

Lauschiges Plätzchen 

Die Betreiber der Boote wohnen in der Regel auf diesen, und wir durften dann quasi im Wohnzimmer zwischen Geschirr, Wäscheleinen/-maschine und Gartenstühlen Platz nehmen. Vor allem aber waren der Gestank und die Lautstärke unerträglich: Die Boote in Südostasien werden in der Regel von riesigen, freiliegenden LKW-Motoren betrieben.

Unser besorgter Reiseleiter hatte noch mehr zu bieten. Zunächst wurden uns noch vor der Abfahrt einige Horrorgeschichten über das Dorf erzählt, in dem wir übernachten sollten; wohlwissend, dass die Unterkunft der zweiten Nacht noch nicht im Paket enthalten war. Die Einwohner würden uns nach der Ankunft die Taschen aus der Hand reißen, Ausweise stehlen und überteuerte Gästezimmer anbieten. Weil wir zu diesem Zeitpunkt noch ein gewisses Vertrauen in die Person hatten und eine Ankunft nach Anbruch der Dunkelheit erwarteten, buchten wir wie viele andere auch eines seiner Übernachtungsangebote, das einen Hol-und-Bring-Service zum Boot sowie die Formalitäten der Sitzplatzreservierung (!) umfasste. Nun war die Unterkunft an sich nicht verkehrt, aber Pak Beng hat sich als äußerst nettes und übersichtliches Dorf herausgestellt, in dem wir ohne Probleme eine Unterkunft zum gleichen oder geringeren Preis gefunden hätten. Nach einem gemütlichen Abend, an dem wir v.a. die laotische Küche genossen haben, gaben wir am nächsten Morgen alles, um sowohl den Bring- als auch den Platzreservierungsservice zu meiden, konnten uns so tatsächlich gute Plätze ergattern und endlich die Reise entlang des Mekong genießen.


Ein paar Radfahrer hatten ein besonderes Abenteuerpaket gebucht: Einer der Zwischenstopps besaß zwar eine Art Hafen, unser Boot hat aber lieber an einem beliebigen Hang am Rande des Orts gehalten. Der Aufstieg mit Gepäck war beste Unterhaltung für das ganze Boot, und für die zusteigenden Passagiere wurde noch notdürftig ein Weg in den Hang gegraben.


Das Lachen ist uns, wieder einmal, etwas vergangen, als wir unser vermeintliches Ziel erreicht hatten.

Den Hafen von Luang Prabang hatten wir uns anders vorgestellt...

Gebucht hatten wir eine Reise in die Stadt Luang Prabang, bekommen haben wir eine Reise in die Provinz Luang Prabang. Zunächst war uns nicht wirklich klar, wie weit wir von der Stadt entfernt waren, aber dass wir noch nicht am Ziel waren, war ziemlich offensichtlich. Dass das Boot sein endgültiges Ziel erreicht hatte, wurde uns verdeutlicht, indem unser Gepäck ausgeladen wurde. Sonstige Kommunikation: Fehlanzeige. Dass das Ganze kein völlig unplanmäßiger Halt war, wurde spätestens dann klar, als uns auf einem Hügel zahlreiche Tuk-Tuk-Fahrer und eine Art Ticket-Office erwartet haben.


Letztlich hat es konsequent zum Rest der Bootsfahrt gepasst. Finanziell war das alles kein Beinbruch, aber wir wären mal wieder beim faden Beigeschmack... ich habe einmal in einer Liste zusammengefasst, in welchen Fällen man ziemlich sicher davon ausgehen kann, dass man gerade über den Tisch gezogen wird:

(1) Es hat mit Tuk-Tuks zu tun
(2) Man wird auf offener Straßen von Leuten angesprochen, die...
(2.1) ...vorgeben, aus der Stadt zu kommen, in die man reisen möchte
(2.2) ...einen Kugelschreiber im Hemdausschnitt haben
(2.3) ...einen mit “My Friiiieeeend” ansprechen
(2.4) ...berichten, dass alle anderen überhöhte Preise verlangen (richtig) und nur sie die gleichen Preise anbieten, die auch die Einheimischen bezahlen (falsch)
(2.5) ...einem ein bestimmtes Reisebüro nahelegen möchten
(2.6) ...davon berichten, dass alle Züge/Busse bereits ausgebucht sind und sie selbst immer 2-3 Wochen im Voraus buchen
(2.7) ...einen vor anderen Abzockern warnen
(3) Tourpakete: Jede einzelne Leistung hinterfragen, und v.a. die nicht genannten, eigentlich selbstverständlichen Leistungen:
(3.1) Sind alle Strecken lückenlos abgedeckt?
(3.2) Welche Speisen sind wann inbegriffen?
(3.3) Sind alle Übernachtungen inbegriffen?

In vielen Situationen kann man der Abzocke entgehen, aber gerade bei den Tourpaketen hat man selten eine Wahl, bzw. werden oftmals auch eindeutige, fest versprochene Leistungen nicht erbracht.


Luang Prabang selbst ist eine sehr schöne, gemütliche Stadt. In ganz Laos ist ab 23.30 Uhr Sperrstunde, nachtfüllende Parties sollte man also nicht erwarten. Auch Hostels sind in Laos eher selten, stattdessen bekommt man für ca. 8€ ein sauberes Doppelzimmer. (Auch in Thailand sind “Guesthouses” weit verbreitet, nur in den größeren Städten gibt es eine wirkliche Auswahl an Hostels) In Luang Prabang leben 50.000 Einwohner, aber der Stadtkern ist noch viel kleiner und wir haben praktisch alle Leute von der Bootsfahrt zufällig in den Straßen wiedergesehen. Schließlich haben wir einen zweiten Anlauf für eine Trekking-Tour unternommen, uns diesmal ausführlich informiert und sind auf die Organisation Tiger Trail gestoßen. Unsere Tour bestand aus einem Tag Wandern, einer Übernachtung in einem Dorf des Khmu-Stamms und einer Kanufahrt zurück nach Luang Prabang. Am besten lässt sich dieser Trip in Bildern beschreiben…


Im ersten Dorf entlang unserer Route waren fast ausschließlich Kindern anzutreffen, die Eltern arbeiteten entweder in der Stadt oder auf den Reisfeldern 
Ein Dorf der Hmong: Kein Strom, kein fließend Wasser, dafür Büffel, Kühe und Wildschweine
Schwer vorstellbar, aber dieser Tümpel ist die einzige Wasserquelle der Dorfbewohner; sprich: Die Leute trinken das Wasser, in dem die Büffel und Wildschweine baden


“Chinese Buffalo”

In unserem Übernachtungsdorf wurden wir freundlich, aber auch sehr zurückhaltend (Kinder ausgenommen) begrüßt. Unser großes Glück war, dass wir auf unserer Tour nur zu zweit (plus Tourguide) unterwegs waren. Dadurch durften wir direkt im Haus des Dorfoberhaupts übernachten und mit der Familie Abendbrot essen. Mein Highlight war zweifelsohne “Bird Stew” – eine sehr scharfer Eintopf, bei dem man kleine Vögel im Ganzen (bzw. in einigermaßen großen Teilen) mit isst. Dazu wurden Bambussuppe, Reis und Chilli-Paste serviert. Über unseren sehr sympatischen Guide konnten wir mit der Familie kommunizieren, ansonsten waren wir vor allem stumme Beobachter, was nicht negativ auszulegen ist. Zumindest hatten wir das Gefühl, den tatsächlichen Alltag der Dorfbewohner beobachten zu können, anstatt einer Touristenaufführung “traditioneller” Tänze und Lieder beizuwohnen.

Das Dorf hat keinen Anschluss an das Stromnetz, kann aber eine Grundausleuchtung über Solarzellen selbst stemmen. Für gemeinsame Fernsehabende steht ein Dieselgenerator zur Verfügung, der bei unserem Besuch in Betrieb genommen wurde. Um dem Erlebnis beizuwohnen, muss ein kleiner Unkostenbeitrag für die Spritkosten bezahlt werden. Wenn die Dorfbewohner von “Movies” sprechen, meinen sie in aller Regel TV-Serien, die im thailändischen TV-Programm laufen und v.a. durch amateurhafte Schauspieler und Kameraführungen auffallen.

Public Viewing

Bemerkenswert waren auch die Sanitäranlagen. Die (Hock)toilette wird mit Wasser aus einem Becken gespült, in dem ich nachts überraschenderweise einen Fisch vorgefunden habe. Vermutlich wurde er dort bis zur nächsten Mahlzeit zwischengelagert. Das andere Bild zeigt eine “Bucket Shower”, vielleicht kommt ihr ja selbst auf die Funktionsweise…


 Der zweite Tag der Tour war Erholung pur:


Wir konnten in den Wasserfällen nicht nur schwimmen, sondern auch mit/auf Elefanten baden.


Beim Kayaking haben wir alle Stromschnellen gemeistert, nur ein Strauch hat uns einmal aus der Bahn geworfen, bzw. mich aus dem Kayak. Insgesamt haben wir uns denke ich gut geschlagen.



Den letzten Tag in Luang Prabang haben wir zusammen mit einer neuen Freundin von der Bootsfahrt in einer schönen Freiluftbar ausklingen lassen, zuvor habe ich meine Füße von dutzenden kleinen Fischen massieren lassen.

(nicht unser Bus)

Die Entspannung hat nicht lange gehalten. Für die Nacht hatten wir uns eine Busfahrt vorgenommen, für die 380 km bis zur Hauptstadt Vientiane waren 9-10 Stunden Fahrzeit angeschlagen. Tatsächlich sind es dann 16 Stunden geworden, was eine berauschende Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp unter 24 km/h ergibt. Gründe gab es einige: Die Toilette an Bord war mit Gepäck zugestellt, sodass einmal pro Stunde irgendwo angehalten werden musste. Da die komplette Busbesatzung (neben dem Fahrer noch 3-4 Leute) aus Kettenrauchern bestand, zogen sich diese Pausen regelmäßig in die Länge. Nach 3-4 Stunden Reisezeit, kurz vor Mitternacht, gab der Motor seinen Geist auf. Der Schaden konnte vor Ort repariert werden, indem ein neuer Keilriemen und jede Menge Kühlwasser per Moped aus dem nächsten Dorf geholt wurden, insgesamt hat das etwa 2 Stunden in Anspruch genommen. Wie immer wurde dazu kein Wort verloren und nur durch Beobachten und Durchfragen ist man der Sache nach und nach auf die Spur gekommen.

Reparaturpause

Unsere Busfahrt beinhaltete ein Abendbrot, das nach Angaben des Reisebüros zwischen 22 und 23 Uhr auf dem Plan stand – anderen Reisenden wurde eine Zeit zwischen 1 und 2 Uhr angekündigt, letztlich bekamen wir die Mahlzeit dann gegen 5 Uhr morgens. Abgesehen von den zeitlichen Verzögerungen waren die Sitze nicht für europäische Körper gemacht und die Fahrt war so ziemlich das Ätzendste der gesamten Reise, die Ankunft in Vientiane eine einzige Erlösung.


Public Workout

Vientiane ist größer als Luang Prabang und von der Architektur längst nicht so schön, besonders viel los ist in der laotischen Hauptstadt aber auch nicht. Die Stadt hat ihren eigenen Triumphbogen, einige Tempel, den Präsidentenpalast und in den Abendstunden kann man sich einem der öffentlichen Workout-Programme entlang des Mekong anschließen. Möglicherweise ist unser Eindruck von Vientiane aber auch etwas durch die Busfahrt und die daraus resultierende Müdigkeit beeinträchtigt. Um wenigstens ein bisschen Kultur/Geschichte mitzunehmen, haben wir uns das COPE Museum angesehen. Laos ist quasi im Schatten des Vietnam-Kriegs unter Beschuss geraten – über keinem Land wurden jemals mehr Bomben abgeworfen, relativ auf die Zahl der Einwohner gerechnet. Das Hauptziel der Amerikaner war der Ho Chi Minh Trail, der durch den Südosten von Laos verlief und den Vietcong mit Waffen versorgte, aber auch andere Teile des kommunistischen Landes wurden extrem stark und weitestgehend ohne öffentliche Beachtung bombardiert. Heutzutage bereiten die vielen Landminen immernoch Probleme und Gefahren für die Bewohner des Landes.

Minenräumung: Jede Stange markiert eine gefundene Mine

Die letzte gemeinsame Station von Sina und mir war Kanchanaburi, ca. 2 Stunden von Bangkok entfernt. Die Busreise war einigermaßen problemfrei (angeblich inklusives Essen musste selbst bezahlt werden und die angekündigten Zielhaltestellen waren andere) und wir hatten eine schöne Unterkunft auf einem Floß, also direkt auf dem Wasser.


Aus historischer Sicht ist Kanchanaburi besonders für eine Eisenbahnstrecke bekannt, die die Japaner im zweiten Weltkrieg von Kriegsgefangenen bauen lassen haben, um die Truppen in Burma zuverlässig und schnell mit Gütern versorgen zu können. Aufgrund schwieriger Bau- und unmenschlicher Arbeitsbedingungen starben tausende Arbeiter beim Bau der Strecke, die deshalb den Namen “Death Railway” bekommen hat. Heutzutage lässt sich die Strecke mit einem Touristenzug abfahren, außerdem gibt es in Kanchanaburi mehrere Museen, die den Bau der Strecke dokumentieren.


Aufgrund der straffen Reisepläne und Nachtbusfahrten haben wir auch in Kanchanaburi wenig vom Nachtleben mitbekommen, aber die Auswahl an Bars schien sehr reichlich zu sein. Zu guter Letzt haben wir noch einen Abend in Bangkok verbracht, wo ich Sina nach Deutschland verabschieden musste – ab sofort bin ich also weitestgehend allein unterwegs, wobei man natürlich stets Leute trifft.

Ho Chi Minh City / Saigon

Die vorerst letzte Station in Asien war Ho Chi Minh City, oder auch Saigon. Den Stopp habe ich vor allem eingelegt, weil eine Freundin gerade in der Stadt arbeitet und ich mir erhofft hatte, einen eher untouristischen Einblick in das Leben der Stadt zu bekommen. Das hat perfekt geklappt: Ich wurde gleich dem gesamten Freundeskreis vorgestellt und sehr herzlich empfangen, habe außer dem Wiedervereinigungspalast keine Touristenattraktion mitgenommen und dafür mit dem Fahrrad das Erlebnis “Verkehrschaos” hautnah erleben dürfen. Dieses Video vermittelt einen guten Eindruck von der durchschnittlichen Verkehrslage:


Dazu sei gesagt, dass der Verkehr auf den ersten Blick chaotischer und gefährlicher wirkt als er tatsächlich ist. Alles läuft einigermaßen langsam ab und da man sich auf keine Verkehrsregeln verlassen kann, fahren die meisten sehr aufmerksam und rücksichtsvoll. Vollkommen ausgenommen davon sind Busse und einige Taxis, aber im Strom der Mopeds kann man bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit problemlos mitschwimmen. Aufgrund der verschiedenen Rahmenbedingungen lässt sich der kurze Vietnam-Aufenthalt kaum mit dem Erlebten in Thailand vergleichen. Die meisten Leute berichten, dass die Vietnamesen weniger freundlich seien, und tatsächlich ist die Umgangsweise vielerorts etwas ruppiger, dafür entfällt aber auch das scheinheilige Anbiedern, um irgendwelche Fahrten zu verkaufen. Größter Pluspunkt: Es gibt keine Tuk-Tuks, die wurden wohl vor einigen Jahren verboten. Da ich vor meiner Ankunft viele verschiedene Geschichten über Diebstähle auf offener Straße gehört hatte, habe ich alle Wertgegenstände in der Wohnung gelassen und deshalb praktisch keine Bilder aus Saigon. Ich habe mich zwar zu keiner Zeit unsicher gefühlt, aber sicher ist sicher.

Das war also bereits der erste Asien-Teil meiner Reise. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht (7 Stunden Flug, dazu 5 Stunden Transitaufenthalt in Kuala Lumpur) bin ich gesund und munter in Perth angekommen und fühl mich in Australien ein bisschen wie zuhause. Um den Rahmen nicht vollkommen zu sprengen, gibt es dazu aber die Tage einen separaten Eintrag. Cheers!

Hagi

1 Kommentar:

  1. Grandios:) Tolle Tour durch Asien, treffend beschrieben und ich habe den Eindruck, als ob sich nie so wirklich da was ändert (und habe einige Sachen wieder auf den Fotos und im Text entdeckt) - top! Viel Spaß in der "westlichen" Welt...West-Coast for life!

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